Einen geeigneten Buchverlag finden
Es gibt einige Kriterien, die bei der Auswahl eines Verlags für Ihr Buch zu bedenken sind: Neben der fachlichen Ausrichtung und dem Dienstleistungsspektrum eines Verlags stellen sich auch wichtige Fragen nach Lizenzierung, Gebühren und Auffindbarkeit. Es lohnt sich, vor der Einreichung des Manuskripts Zeit zu investieren, um den für Sie geeigneten Verlag ausfindig zu machen. Folgende Kriterien sollten Sie bei der Verlagsauswahl bedenken:
Welche Fördervorgaben muss meine Publikation erfüllen?
Falls das Projekt von Drittmittelgebern gefördert wurde, ist anzuraten, dessen Förderbedingungen zu lesen. Viele Forschungsförderer verlangen, dass Forschungsergebnisse der von ihnen geförderten Projekte Open Access publiziert werden. Dabei hilft Ihnen die OAPEN-Liste der Verlage, welche die Zugangsanforderungen der europäischen Forschungsförderer erfüllen.
Fachliche Ausrichtung & Renommee
Die fachliche Ausrichtung des Verlags sollte zu Ihrem Manuskript passen, damit Ihre Publikation von der Fachcommunity wahrgenommen wird. Überlegen Sie, welche Verlage Ihnen und Ihren Fachkolleg*innen bekannt sind. Welche Verlage publizieren Bücher, die Ihrem Manuskript thematisch nahe stehen? Kennen Sie die Herausgeber*innen? Hilfreich ist dazu auch ein Blick auf die Literaturverzeichnisse verwandter Publikationen. Sollten Sie unsicher sein, ob Sie einen hinsichtlich seiner fachlichen Ausrichtung geeigneten Verlag ausgewählt haben, fragen Sie Ihre Kolleg*innen nach deren Einschätzung.
Vor allem in den Kultur-, Sprach- und Sozialwissenschaften spielen Monografien eine große Rolle. Die Wahl des Verlages kann sich auf Renommee und Karriere auswirken. Das Renommee ist keine messbare Größe, sondern ist die empfundene Reputation innerhalb einer Fachcommunity. Oft werden Verlage und Schriftenreihen mit einer langen Tradition als renommiert empfunden. Auch der Bekanntheitsgrad von Reihenherausgeber*innen beeinflusst das wahrgenommene Renommee. Ideal ist, wenn die Publikationsplattform von möglichst vielen Angehörigen Ihrer Fachcommunity genutzt wird. Immer mehr Einrichtungen und Forschungsfördernde weltweit setzen sich jedoch dafür ein, dass die Bewertung von Forschungsergebnissen zunehmend losgelöst vom Renommee des Publikationsortes erfolgt.
Seit einigen Jahren gibt es mehr und mehr Publikationsmöglichkeiten in wissenschaftseigenen, nichtkommerziellen Verlagen (scholar-led). Sie werden von wissenschaftlichen Einrichtungen getragen und veröffentlichen hochwertige Open-Access-Publikationen ohne hohe Kosten für die Autor*innen. Damit bieten sie eine Alternative zu kommerziellen Verlagen. Ein Beispiel dafür ist der Verlag Berlin Universities Publishing mit seiner Buchsparte.
Peer Review & Indexierung
Worauf es wirklich ankommt, ist, dass die Publikation breit rezipiert wird. Dafür sollte die Publikationsplattform gute Qualitätssicherungsprozesse (Peer Review) gewährleisten und über definierte Schnittstellen zu nationalen und internationalen bibliografischen Datenbanken und Suchmaschinen verfügen.
Die Standards und Durchführung der Qualitätssicherung für Monografien unterscheidet sich je nach Disziplin.
- Es kann eine Begutachtung durch die Herausgeber*innen, auch Editorial Peer Review genannt, erfolgen. Diese Praxis ist eher in den Geistes- und Sozialwissenschaften üblich.
- Peer Review: Die kritische und unabhängige Bewertung wissenschaftlicher Arbeiten von Fachkolleg*innen (Peers), die als Gutachter*innen fungieren, ist ein zentraler Bestandteil der Qualitätssicherung. Diese Praxis ist in den STM-Fächern etabliert, setzt sich aber mittlerweile auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften durch. Die Bewertung durch meist zwei bis vier Gutachter*innen dient als Entscheidungsgrundlage, ob und welche Teile der Arbeit überarbeitet werden müssen und ob ein Manuskript abgelehnt oder akzeptiert wird. Der Verlag, bzw. die Editor*innnen, koordinieren den Peer Review.
Neben dem Peer Review haben sich auch Qualitätsstandards für Open-Access-Bücher etabliert, wie beispielsweise die der Arbeitsgemeinschaft Universitätsverlage. Solche Standards machen Vorgaben u. a. zu Zugänglichkeit, Rechten, Formaten, Metadaten, Distribution und Maschinenlesbarkeit.
Welche Verlagsleistungen sind mir wichtig?
Eine zentrale Dienstleistung ist die Organisation und Durchführung der Qualitätssicherung durch den Begutachtungsprozess (Editorial Review oder Peer Review). Prüfen Sie, ob der Verlag Ihrer Wahl die Dienstleistungen erbringt, die Ihnen wichtig sind.
Zur Übersicht haben wir hier die gängigsten Verlagsleistungen aufgelistet:
- Lektorat, Satz und Korrektorat
- Layout und Covergestaltung
- aktives Marketing (Vertrieb, Präsentation auf Fachkonferenzen)
- Qualitätskontrolle (Peer Review, Lektorat)
- Bereitstellung einer E-Book-Ausgabe
- Bildbearbeitung, Datenaufbereitung
- Lizenzierung (und Rechtsberatung)
- Metadatenmanagement
- Langzeitarchivierung innerhalb eines zertifizierten Dienstes (z. B. DNB, Portico)
Häufig gestellte Fragen
Open-Access-Publikationen sind weltweit öffentlich zugänglich – ohne rechtliche, technische oder finanzielle Barrieren und ohne Embargos, die eine Nachnutzung durch Dritte einschränken. Sie haben viele Vorteile:
- Höhere Sichtbarkeit und Zitierrate: Auf Open Access Bücher wird häufiger zugegriffen als auf Bücher, die nicht zugänglich sind.
- Leichte Auffindbarkeit: Über das Directory of Open Access Books (DOAB) können Open Access verfügbare Bücher gefunden werden. Zudem sind sie in bibliographischen Datenbanken wie BASE, bestimmten Fachdatenbanken und Discovery Services sichtbar.
- Dauerhafte Auffindbarkeit durch persistente Identifikatoren, bevorzugt durch einen DOI. Andere mögliche Identifikatoren sind URN, EPIC, ARK oder Handle.
- Oftmals schnellere Publikationszeiten
- Möglichkeit der Verbindung von Forschungsdaten und Multimedia-Inhalten (Enhanced Publication)
Beachten Sie, dass die meisten Forschungsfördernde erwarten, dass Forschungsergebnisse der von ihnen geförderten Projekte Open Access publiziert werden.
Kommerzielle-, Scholar-led- und Universitätsverlage bieten die Möglichkeit, ein Buch oder den Beitrag zu einem Sammelband Open Access zu veröffentlichen. Die Kosten für das Veröffentlichen von Open-Access-Büchern werden nicht wie bisher durch den Verkauf der Publikationen erwirtschaftet. Stattdessen werden von kommerziellen Verlagen den Autor*innen eines Buches häufig Book Processing Charges (BPC) in Rechnung gestellt. Je nach Verlag und angebotenem Leistungsspektrum schwankt die BPC stark. Ein Vergleich mehrerer Verlagsangebote ist daher ratsam.
Ein Verlag sollte auf seiner Website klare Informationen über die von ihm angebotenen Dienstleistungen und deren Kosten geben. Sollten Sie diese Informationen nicht finden, fragen Sie gezielt nach.
Seriöse Verlage definieren sich über eine ausreichende Qualitätssicherung durch Begutachtungsverfahren, wie z.B. Peer Review oder Editorial Review. Folgende Kriterien und Tools zur Bewertung der Seriosität eines Verlags werden empfohlen:
- Der Verlag stellt ausführliche Informationen zum Workflow, zur Rechteübertragung sowie zur Kalkulation einschließlich der Open-Access-Kosten zur Verfügung.
- Der Verlag orientiert sich an den Qualitätsstandards der AG Universitätsverlage.
- Der Verlag erfüllt die Qualitätsstandards der Community (z.B. DOAB, OASPA). Prüfen Sie vor Einreichung ob Ihr Wunschverlag Mitglied bei OASPA ist und/oder bei DOAB gelistet ist.
- Ein weiteres Hilfsmittel ist die Checkliste von Think.Check.Submit. Die Beantwortung von Fragen und die Nutzung verlinkter Datenbanken wird Ihnen helfen, zu entscheiden, ob ein Verlag vertrauenswürdig sind.
Links zum Thema
- Directory of Open Access Books (DOAB)
- Open Access Scholarly Publishing Association (OASPA)
- Liste von Open-Access-Buchverlagen | OAPEN [nur auf Englisch verfügbar]
- Liste von Universitätsverlagen | AG Universitätsverlage
- Think. Check. Submit. Checkliste für Bücher und Buchkapitel
Traditionell erscheinen wissenschaftliche Bücher ausschließlich gedruckt. Autor*innen räumen den Verlagen dabei exklusive Nutzungsrechte ein, d.h. sie selbst können die Publikation nicht mehr anderweitig nutzen.
Wie bei den wissenschaftlichen Zeitschriften ist auch bei Büchern ein Transformationsprozess im Gange. Zunehmend mehr wissenschaftliche Bücher erscheinen heute in erster Linie online Open Access und haben eine parallele gedruckte Ausgabe, die im Buchhandel vertrieben wird. Es gibt aber auch zunehmend Bücher, die ausschließlich Open Access online als E-Book erscheinen.
Open-Access-Bücher erscheinen unter freien Lizenzen, die der Allgemeinheit die Nachnutzung der Inhalte ermöglichen. Verlage lassen sich für die Veröffentlichung einfache (keine exklusiven) Nutzungsrechte einräumen, die es den Autor*innen erlauben, die Inhalten ihrer Publikation a) selbst weiter zu verwenden und b) anderen Parteien weitere Nutzungsrechte einzuräumen. Bitte achten Sie bei der Unterschrift auf dem Verlagsvertrag darauf, dass Sie möglichst keine exklusiven Nutzungsrechte einräumen.
Weiteres Thema:
Es ist Wissenschaftler*innen durchaus bewusst, dass das Peer-Review-Verfahren nicht mit Sicherheit alle Qualitätslücken einer Arbeit erkennt. Es kann vorkommen, dass Reviewer*innen nicht die adäquate Expertise aufweisen, nicht genug Zeit haben um das Manuskript gründlich zu prüfen oder einen Interessenkonflikt haben (z.B. wenn sie an demselben wissenschaftlichen Thema forschen und eigentlich in Wettbewerb mit den Autor:innen stehen), welcher ihre Neutralität und ihr Gutachten beeinflusst. Wissenschaftler*innen wissen, dass Peer Review die Qualität von wissenschaftlichen Publikationen hebt, dass dies andererseits aber kein perfektes Verfahren ist. Das Peer-Review-Verfahren basiert auf Vertrauen, dass Gutachter*innen fair, sachlich, unabhängig und zuverlässig in ihrer Beurteilung sind und Editor*innen auf eine mögliche Befangenheit selbst hinweisen. Trotz Schwächen hat sich das Peer-Review-Verfahren als zentrales Element der Qualitätssicherung bei wissenschaftlichen Publikationen etabliert und bewährt.
- Viele wissenschaftliche Einrichtungen haben Open-Access-Publikationsfonds für Bücher eingerichtet. Die Fonds unterstützen die Autor*innen dabei, die von den Verlagen in Rechnung gestellten BPCs zu finanzieren. Solche Fonds betreiben z. B. die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin und die Technische Universität Berlin. Bitte informieren Sie sich über die Förderbedingungen Ihrer Einrichtung.
- Damit die Förderung aus diesen Fonds in Anspruch genommen werden kann, muss der Verlag eine transparente Kalkulation vorlegen, aus der der Anteil der Open-Access-indizierten Kosten deutlich ersichtlich ist.
- Nutzen Sie die Förderprogramme von Stiftungen, Forschungsfördernden und Fachgesellschaften.
- Bibliotheken versuchen, auch alternative Finanzierungsmodelle für BPCs zu finden. Sie beteiligen sich an Crowdfunding-Modellen und schließen in einigen Fällen institutionelle Mitgliedschaften ab. Gehören publizierende Autor*innen einer Einrichtung an, die eine institutionelle Mitgliedschaft bei einem Open-Access-Verlag pflegt, übernimmt diese die Publikationskosten ganz oder teilweise.
- Manche Verlage bieten Rabatte für Nachwuchswissenschaftler*innen an. Fragen Sie danach!
- Wissenschaftseigene, nichtkommerzielle Verlage erheben in der Regel keine BPCs, sondern stellen den Angehörigen ihrer Einrichtungen ein breites Spektrum an Basisdienstleistungen kostenfrei zur Verfügung. Bestimmte Zusatzdienstleistungen werden in Rechnung gestellt. Dort können dann wieder die oben erwähnten Publikationsfonds greifen.
Die Datenbank OAPEN hat eine Liste möglicher Förderquellen für die Finanzierung von Open-Access-Büchern veröffentlicht.
Links zum Thema
Im Rahmen der Berlin University Alliance stehen folgende Publikationsfonds zur Verfügung:
- Freie Universität Berlin: Publikationsfonds
- Humboldt-Universität zu Berlin: Publikationsfonds Monografien
- Technische Universität Berlin: Finanzierung von Open-Access-Büchern